November 2025: Revision der Energieverordnungen: Spotmarktpreise schwächen die Investitionssicherheit

Der Verband unabhängiger Energieerzeuger VESE äussert sich kritisch zur laufenden Revision der Energieverordnung und Stromversorgungsverordnung. Die Vorlage adressiert nicht die eigentlichen Probleme und gefährdet den notwendigen PV-Ausbau.

Hohe Änderungsfrequenz überfordert Akteure

Noch bevor die Resultate der Vernehmlassung zum Winterstrombonus vorliegen, werden bereits zwei weitere Vernehmlassungen eröffnet. Die Praxis zeigt: Bis Verordnungsänderungen von Investoren und Betreibern verstanden und umgesetzt sind, vergehen zwei bis drei Jahre. Die hohe Änderungsfrequenz stellt zunehmend auch für Verbände eine Herausforderung dar.

Falsche Problemstellung

Die Vorlage zielt darauf ab, PV-Betreibern die Vergütung bei negativen Strompreisen zu streichen. VESE hält fest: Nicht die negativen Preise sind problematisch, sondern deren Belastung für lokale Verteilnetzbetreiber (VNB). Zahlreiche VNB weisen bereits mehr Solarstrom in ihrer Bilanzgruppe aus als Verbrauch durch ihre grundversorgten Kunden. Der Strom wird jedoch benötigt – allenfalls von benachbarten VNB.
Von Privatpersonen zu erwarten, ihre Einspeisung an schwer prognostizierbare Marktpreise anzupassen, ist realitätsfern. PV-Anlagen können ihr Produktionsprofil kaum ändern; meist sind Ausrichtung und Neigung baulich vorgegeben, und durch den Einsatz von privat – rein durch Preissignale gesteuerten Batterien – verschlechtert sich die Prognostizierbarkeit der Produktion eher, was zu höheren Kosten führt. VESE schlägt deshalb in seinem White Paper „PV-Zubau 2.0“ die Umstellung auf ein Kapazitätsmodell vor.

Erhebliche Ertragsverluste zu erwarten

2024 wurden 292 Negativstunden verzeichnet – eine Zunahme von 400 Prozent gegenüber 2023. Für PV-Anlagen bedeutet dies Ertragsverluste von rund 15 Prozent, für 2025 werden 20 Prozent prognostiziert. Anlagen mit geringem Eigenverbrauch oder ohne Eigenverbrauch würden damit unrentabel.

Die Day-ahead-Prognose des Marktes funktioniert nicht mehr zuverlässig, wenn PV-Anlagen bei Negativpreisen abschalten. VNB müssen dann kurzfristig im teureren Intradaymarkt oder via Ausgleichsenergie beschaffen. Gleichzeitig werden Investitionen in Speicher und Power-to-X-Anwendungen unattraktiv, da die notwendigen Preisspreads wegfallen.

Kompetenzübertragung an Bundesrat problematisch

Mit Artikel 15 Absatz 1bis EnG erhält der Bundesrat weitreichende Kompetenzen für Regelungen bei negativen Preisen – ohne parlamentarische Mitsprache. Substanzielle Änderungen für PV-Betreiber können damit jederzeit auf Verordnungsebene erfolgen.

VESE schlägt systemische Lösung vor

PV ist Infrastruktur und amortisiert sich langfristig. Entsprechend sind stabile oder zumindest langfristig prognostizierbare Einnahmen erforderlich. VESE schlägt in seinem White Paper „PV-Zubau 2.0“ ein Kapazitätsmodell vor und fordert eine zentrale Vergütungsstelle für erneuerbare Energien.
Weiterhin weist VESE darauf hin, dass Grossanlagen ab 150 kWp ohne Eigenverbrauch nicht vollständig dem volatilen europäischen Strommarkt ohne Absicherung ausgesetzt werden dürfen. Andernfalls ist mit einem Einbruch beim Ausbau dieser Anlagenkategorie zu rechnen, was die Ziele des Stromgesetzes gefährdet.

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